Die Polhöhenjustierung der Skywatcher EQ6 war von Beginn an ein Schwachpunkt der Montierung.Hier beschreibe ich den Umbau auf die EQ6 Wedge.

Im Originalzustand der EQ6 drücken zwei Schrauben auf eine Aludruckguß-"Nase", mit der das gesamte Achsenkreuz bewegt wird. Das funktioniert bei den Breitengraden in China vielleicht noch ganz gut, aber in unsreren Regionen rund um 50° Nord steht die Verstellnase so schräg, dass die Einstellschrauben mehr oder weniger von dieser Nase "abrutschen".

Dabei wird Material abgerieben und die vom Hersteller gelieferten Schrauben verbiegen sich schon nach den ersten paar Justagen. Hier kann man nun härtere Schrauben einbauen, was auch zunächst mein Ansatz war, allerdings kommt nun der zweite Schwachpunkt dieser Konstruktion zum Vorschein: die sehr kurzen und etwas unpräzisen Gewindesockel im Gehäuse der EQ6. Der Materialabrieb war auch hier schon im Gange, so dass nur mit viel Fett die Schrauben gängig gehalten werden konnten und ein Ausschlagen der Gewinde nur eine Frage der Zeit war.

Ich muss zugeben, dass mir diese Polhöhenverstellung das eine oder andere Mal bereit die Lust an der Montierung ein wenig verdorben hatte, weil man irgendwie immer im Hinterkopf hatte "jetzt bloß nicht zu fest anziehen, sonst kaputt"...

Wie sieht nun die Lösung aus?

Im Internet gibt es Anbieter, die vor (oder hinter, je nach Standpunkt...) die Polhöhennase einen kleinen Alu-Block schrauben, der dafür sorgt, dass die Verstellschrauben praktisch rechtwinklig auf den Polhöhenverstellung drücken und damit die Materialbelastung und der Verschleiß minimiert wird. Diese Lösung hatte ich für mich nach der "Dunkelzeit" 2016/17 eigentlich schon vorgesehen und wollte die Montierung an einen entsprechenden Umrüster schicken.

Dann habe ich aber ein einem Forum - ob bei astronomie.de oder astrotreff.de weiß ich nicht mehr - viele Infos über die EQ6 Wedge gefunden. Hierbei handelt es sich um einen komplett neuen "Polblock" für die Skywatcher EQ6, der alte Fuß wird bei dieser Variante komplett entfernt und durch neue Teile ersetzt. Nach ein bisschen Recherche im Internet und ein paar Erfahrungsberichten habe ich mich dann entschlossen, auch auf diese Variante zu setzen.

Ausschlaggebend war unter anderem, dass ich den Umbau selber erledigen kann und die Konstruktion komplett ohne die schwachen Gewindesockel der Original-EQ6 auskommt. Also habe ich mir bei Teleskop-Express die EQ6-Wedge bestellt und eingebaut.

Hier die Anleitung und ein paar Fotos.

Schritt 1: Vorbereitung

Das erste Bild zeigt die EQ6 im Originalzustand und die Teile der EQ6 Wedge. Von oben nach unten sind dabei:

• Achsenschalen mit Gewindestange
• 2 Teflon-Lagerringe
• Halterung links/rechts (m. Höhenverstellung)
• Azimuth-Schrauben
• Basisplatte und Befestigungsschrauben

Nun denn, los geht's!

Folgende Werkzeuge sollte man bereit halten:

• Schraubendreher flach, evtl. einen kleinen Hammer,um die Abdeckungen zu entfernen
• Kreuzschraubendreher mittel
• 17er Schlüssel, vielleicht auch eine Ratsche mit Nuss
• Passende Imbusschlüssel für die diversen Schrauben, die Größen habe ich nicht parat, aber ein Standardimbusschlüsselsatz (tolles Wort!) sollte es tun.
• Papiertücher und fettlösendes Reinigungsmittel (Spiritus, Alkohol, o.ä.)

Wichtiger Hinweis: Ihr kennt das beim Schrauben, nach fest kommt ab!!! Daher immer, wenn ich von festschrauben rede, bitte die Schrauben mit der Hand locker festschrauben und dann ggf. noch mit einem (Imbus-) Schlüssel nachziehen, aber sanft!

Schritt 2: Alten Polblock entfernen

Als erstes sollte man den kleinen Metallzeiger für die Polhöhemarkierung abschrauben. Der wird nicht mehr benötigt und man tut sich beim Umbau nur dran weh. Also nur die beiden kleinen Kreuzschrauben lösen und weg damit.

Dann werden die beiden schwarzen Abdeckplatten entfernt. Keine Sorge, die werden ziemlich sicher zerbrechen, aber die kommen eh' in die Tonne.

Nun wird die Achse gelöst. Dazu mit einem 17er Schlüssel die Mutter (Bild rechts) lösen.

Wichtig: Die Achse muss erst ein Stück herausgeschraubt werden, bevor man Sie aus dem Gehäuse ziehen kann.

Also mit einem 17er Schlüssel den Bolzen soweit lösen, bis man ihn einfach herausziehen kann.

Nun müssen noch die beiden Verstellschrauben herausgedreht werden und theoretisch sollte nun der Polblock schon lose sein. Es gibt aber noch 3 kleine Imbusschrauben, die vorher gelöst werden müssen:

Nun den Polblock entfernen und man ein paar Teile für den Schrott:

Schritt 3: Altes Fett entfernen

Der eine oder andere kennt die Probleme, die mit dem billigen China-Fett entstehen, gerade an den Schneckenantrieben. Hier bei der EQ6 ist das Fett aber auch im Polblock eingesetzt, um die Montierung leichtgängig zu machen. Soweit die Theorie...

Wir entfernen das Fett nun von der EQ6, und das möglichst gründlich. Hier sollte man mit Fettlöser (z.B. Küchenreiniger) und Reinigungsalkohol oder Spiritus die Flächen komplett entfetten, da hier im nächsten Schritt die Schalen für die neue Polachse angeklemmt werden, da wären Fettreste sehr kontraproduktiv.

Schritt 4: Neue Polachse montieren

Als erstes werden in die Halbschalen die kurzen M10er Schrauben eingeschraubt festgezogen, falls noch nicht vom Lieferant erfolgt. Danach wird die Gewindestange als Achse in die Schale mit dem kleinen Kragen geschraubt (Bild links). Nun die Achse durch das Gehäuse stecken, dabei darauf achten, dass die Halbschale auf der richtigen Seite der Montierung ist (passt nur auf eine Weise). Zum Schluss die zweite Schale aufschrauben und erst mit der Hand festziehen (Bild mitte). Danach kann mit 2 17er Schlüsseln oder auch mit einer Ratsche nachgezogen werden (Bild rechts). Aber bitte immer dran denken, nach fest und so weiter...

Nun können noch die kleinen Imbusschrauben in der einen Schale festgezogen werden, dadurch wird die Klemmung auf dem Gehäuse erhöht:

Schritt 5: Halterungen befestigen und Grundplatte anschrauben

Jetzt können die beiden Halterungen, mit denen die Wedge auf der Grundplatte verschraubt werden, aufgesteckt werden. Dazu sollten die Imbusschrauben in den Halterungen gelöst werden, sonst klemmen die Halterungen beim Aufstecken.

Als erstes werden die beiden Teflon-Ringe auf die neue Polachse aufgesteckt, natürlich mit der flachen Seite zur Montierung hin. Hier bitte kein Fett oder Öl oder so etwas benutzen, davon rät der Hersteller dringend ab!

Nun kann die Halterung ohne die Verstellschraube aufgesetzt werden.

Man muss evtl. die Halterung etwas hin- und herruckeln, aber bitte immer ohne Gewalt. Eigentlich fluppt das ganz gut, wenn man etwas gefühlvoll an die Sache herangeht.

Wenn die Platte sitzt, die Imbusschraube nur soweit leicht anziehen, dass sie nicht herausfällt und sich die Platte immer noch leicht auf der Achse drehen lässt.

Jetzt folgt die zweite Halterung, die mit der Polhöhenschraube. Auch hier die Imbussschrauben soweit lösen, dass sie nicht herausfallen und nichts schon beim Aufstecken klemmen kann. Außerdem sollte die Polhöhenschraube etwa mittig im Messingblock sitzen.

Hier wird's jetzt etwas fummelig. Beim Einbau muss der Klemmer der Polschraube zeitgleich mit der Platte auf die Achse geschoben werden, das ist etwas tricky. Danach sollte die Platte ebenfalls noch leicht drehbar auf der Achse sitzen.

Zum Schluss wird die Grundplatte verschraubt.

Dazu wird die Platte mit der Aussparung für die Azimuth-Verstellung richtig herum aufgesetzt (das Herstellerlogo ist auf der Polsucherseite) und mit den Imbusschrauben lose befestigt.

Die Schrauben wackeln ein wenig in der Grundplatte, das ist aber laut Hersteller so gewollt, um Fertigungstoleranzen der EQ6 auszugleichen. Hier gibt es wohl immer mal wieder kleine Abweichungen in der Breite des Gehäuses, das zwischen den neuen Halterungen liegt...China halt...

Nun denn, die Schrauben werden jetzt über Kreuz nach und nach festgezogen, hier darf es auch mal ein Tick mehr Drehmoment sein, aber bitte auch hier nicht übertreiben!

Schritt 6: Fertigstellen und grobe Polhöheneinrichtung

Damit wären wir fertig! Na ja, fast...aber die Mechanik sollte nun stabil sein und wir können die Montierung auf ihren Sockel stellen. Ich verwende die EQ6-Säule und bei mir sieht das Ganze dann so aus, wie im folgenden Bild.

Der letzte Schritt zur Fertigstellung ist, dass die Montierung grob auf die normalerweise verwendete Polhöhe eingestellt wird. Das hat als Hintergrund, dass aufgrund der neuen Konstruktion die Polhöhe nicht über den gesamten Bereich verstellbar ist, sondern nur innerhalb einiger Grad. Das hat aber in der Praxis keine Auswirkung, zum Einen da man in der Regel immer in einer ähnlichen Region beobachtet (oder sogar immer an der selben!), zum Anderen kann man die EQ6 Wedge mit wenigen Handgriffen auch für höhere oder niedrigere Breitengrade vorbereiten.

Um nun die Wedge zu nutzen, müssen die beiden Imbusschrauben an dem Block der Verstellschraube, der auf der Polachse steckt, festgezogen werden. der Block klemmt sich so fest an die Polachse, dass das Drehen an der Verstellschraube die Achse mitdreht. Hier darf sann auch wieder ein wenig(!) mehr Kraft beim Anziehen der Imbusschrauben verwendet werden, damit der Block nicht über die Achse rutscht.

Beim praktischen Einsatz wird die neue EQ6 nun genauso wie bisher auf Polaris eingenordet, allerdings gestaltet sich die Justage der Polhöhe nun auch mit Gewicht auf der Monti wesentlich angenehmer, was auch durch die gut greifbaren Knäufe der Schrauben erleichtert wird.

Es gibt nur noch eine Sache zu beachten:

Hat man die korrekte Stellung zu Polaris gefunden sollte man die beiden Imbusschrauben in den seitlichen Halterungen festziehen. Das sorgt dafür, dass die Polachse eine zusätzliche Klemmung erhält und so das System noch stabiler wird.

Bei der nächsten Poljustage darf man natürlich nicht vergessen, diese Schrauben wieder zu lösen. Aber: die beiden Schrauben im Klemmblock auf der Polachse für die Verstellschraube bleiben fest! Diese werden nur wieder gelöst, wenn man die Polhöhe um viele Grad verändern muss, wenn es in eine andere Beobachtungsregion geht.

Ich hoffe nun auf ordentliches Wetter, damit ich die neue EQ6 im Feld ausprobieren kann. Einen Erfahrungsbericht werde ich dann auf dieser Webseite einstellen.

Der erste Eindruck ist aber wertig und gut, sehr stabil und gut bedienbar. Ähnliche Aussagen findet man auch im Internet, ich bin also zuversichtlich, dass sich die Investition gelohnt hat!

In diesem Sinne,

CS&CU

K.